Samstag, dem 11. Juni 2016, 16 Uhr
Im Rahmen von 30 Jahre Aventure
in Kooperation mit dem Theater Freiburg, Winterer-Foyer
Porträtkonzert Helmut Oehring im Gespräch – Werke von 1993 bis 2016
Programm:
Leuchter (1994)
(aus: kurz im Müll gestochert)
für Oboe, Violoncello und präpariertes Klavier
(tape ad lib.)
Helmut Oehring im Gespräch mit Wolfgang Rüdiger
Foxfire Zwei (1993)
<pancurominbromid>
Version für Kontrabass
Melencolia I (2010)
auf Gedichte von Heinrich Heine
Version für Fagott und Klavier
Prolog – Nr. 1 Nacht – Nr. 2 Traum – Nr. 4 November
Helmut Oehring im Gespräch mit Wolfgang Rüdiger
Dienstag, dem 14. Juni 2016, 20 Uhr
Konzerthaus Freiburg, Rolf Böhme Saal
07. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Freiburg
Einführung in das Konzertprogramm Humperdinck, Oehring und Tschaikowsky 19 Uhr, Runder Saal
Helmut Oehring Angelus Novus III (déjà-vu/entendu) (2016) Uraufführung
für Ensemble und Orchester
Kompositionsauftrag des Ensemble Aventure, gefördert aus Mitteln des Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg
Solisten: MusikerInnen des Ensemble Aventure: Martina Roth, Flöte – Alexander Ott, Oboe – Walter Ifrim, Klarinette –
Wolfgang Rüdiger, Fagott – Akiko Okabe, Klavier – Beverley Ellis, Violoncello – Aleksander Gabrys, Kontrabass
Dirigent: Daniel Carter
Vorverkauf Theater Freiburg: Tel. 0761 201 28 53 oder print@home unter www.theater.freiburg.de
Helmut Oehrings Angelus Novus III, ein Auftragswerk des Ensemble Aventure und diesem gewidmet, ist Teil des aktuellen Werkzyklus auf Bilder von Paul Klee und Texte
Walter Benjamins, der in Zusammenarbeit mit der Librettistin Stefanie Wördemann entsteht. Dazu gehören die Ensemble-Studie Angelus Novus I für elf Instrumentalsolisten (2014), die Collage instrumental-vokal mis en scène Angelus novus II für Studierende und Lehrende der Hochschule der Künste Bern (2015) sowie die Vokalise eines untröstlichen Engels für Sopran, E-Gitarre und Orchester (2016).
Die zyklisch durch Oehrings Kompositionen wandernden gesellschaftspolitischen Bezüge, die sich heute vor allem zwischen instrumental-vokalem Theater und halbszenischem Konzert bewegen, suchen inhaltlich-ästhetisch wie künstlerisch praktisch die Begegnung mit aktuellen Themen und realen Personen der Geschichte und Gegenwart. In Angelus Novus III fokussieren Textbuch und instrumental-vokale Komposition Schlüsseltexte aus Walter Benjamins geschichtsphilosophischen Essays, insbesondere die IX. Geschichtsthese über den Engel der Geschichte sowie dessen bildnerisches Vorbild, eine Serie von Zeichnungen Paul Klees mit variierendem Engelsmotiv. Klees Bilder wie Benjamins Thesen Über den Begriff von Geschichte, die 1940 postum veröffentlicht wurden, reflektieren »prophetisch« die philosophischen Fragen, die für sie selbst wie für zahllose Intellektuelle und Künstler in den 1930er-Jahren existentiell wurden in der Konfrontation mit Faschismus, NS-Diktatur, Exil, Zweitem Weltkrieg und Shoah und die dann das Nachdenken der nachfolgenden Generationen über eine Dialektik der Aufklärung (Horkheimer/Adorno) prägten. Fragen, die im heutigen aktuellen Kontext wie déjà-vus erscheinen.
Helmut Oehring wurde 1961 in Ost-Berlin geboren. Als Gitarrist und Komponist Autodidakt war er 1992-1994 Meisterschüler von Georg Katzer an der Akademie der Künste Berlin und 1994/95 Stipendiat an der Villa Massimo in Rom.
Er erhielt seitdem zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Hindemith-Preis (1997) und den Arnold-Schönberg-Preis (2008) für sein gesamtes Schaffen, das – seit den frühen Theatermusiken für Ruth Berghaus oder Robert Wilson und den inspirierenden Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Peter Greenaway oder Friedrich Goldmann – heute ca. 350 Werke nahezu aller Genres umfasst. Seine Kompositionen und Produktionen werden weltweit aufgeführt.
2011 erschien seine Autobiografie Mit anderen Augen. Vom Kind gehörloser Eltern zum Komponisten, die 2015 in seiner Regie als Hörspiel vom SWR produziert wurde. Er ist ständiges Jury-Mitglied des Karl-Sczuka-Preises für internationale Hörspielkunst des SWR sowie Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Sächsischen Akademie der Künste. 2015 erhielt Helmut Oehring den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Musiktheater.
Im November 2015 wurde im Rahmen des Aghet-Konzerts der Dresdner Sinfoniker das Melodram für Stimme/E-Gitarre, Frauenchor und Orchester Massaker, hört Ihr MASSAKER! (an Recep Tayyip Erdogan) zum 100. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern uraufgeführt, bei den Mai-Festspielen feierte das Musiktheater AGOTA? Die Analphabetin (Gestern/Irgendwo) auf Leben und Werk der Schriftstellerin Ágota Krystóf am Staatstheater Wiesbaden Premiere. Aktuell arbeiten Helmut Oehring und Stefanie Wördemann am Musiktheater Orfeo17 auf Monteverdis L’Orfeo und Joseph Conrads Heart of Darkness mit der Kammerakademie Potsdam und exilierten/asylsuchenden Musikern aus dem Nahen Osten.
Der Schwerpunkt von Helmut Oehrings Schaffen liegt in der Komposition und musikalisch-szenischen Realisation von Werken im Bereich Oper, Musiktheater und szenisches Konzert.
Seine Kompositionen beziehen viele Künste mit ein: alte Musik, Literatur, Bildende Kunst und Philosophie, Elektronische Medien, Gebärdensprache, Tanz, Schauspiel, konzipierte/ improvisierte Musik, Hörspielkunst und Film. In enger Zusammenarbeit mit Instrumental- und Vokal-Solisten kreiert er vielschichtiges und in ständiger Weiterentwicklung befindliche audiovisuelle Werke, die poetische Inhalte und Formen mit dokumentarischen, an der aktuellen Realität orientierten verbindet.