Lauren Redhead

Lauren Redhead

Samstag 10.4.2021
16.45 Uhr: Gespräch zum Video            zum Programm Samstag
20 Uhr: Konzert Ensemble Proton Bern zum Konzertprogramm




language als material process
In diesem Vortrag werde ich materielle Prozesse und kreative Textpraktiken in der zeitgenössischen Musik und Kunst diskutieren. Indem ich „kreative Text-praktiken“ als Strategien für die Komposition identifiziere, beschreibe ich die Verwendung von Text, Sprache (language) und Sprechen (speech) einerseits als strukturierendes und performatives Material und andererseits als die Art und Weise, wie solche kreativen Textpraktiken selbst die performativen Eigenschaften von Text hervorheben. In Revolution in Poetic Language (1984) beschreibt Julia Kristeva den semiotisch-materiellen Bedeutungsbildungs-prozess, die ‚produktive Gewalt‘ (16) und die revolutionäre Praxis, auf diese Weise mit Text zu arbeiten, und stellt dabei die Frage, welche Aspekte von Bedeutung übrigbleiben, sobald die linguistische Bedeutung in textbasierter Kommunikation herabgesetzt wird.
Um dies zu erläutern, werde ich kurz auf Kunstwerke aus anderen Disziplinen eingehen, die Konkrete Poesie und Lautpoesie verwenden – wie z.B. von Amanda Stewart (Lautpoesie) und Annette Iggulden (visuelle Kunst) – und einige Verfahren der Oulipo-Bewegung. Dabei werde ich herausarbeiten, wie diese Künstler Text als Mittel einsetzen, um das Vertraute, Unbekannte und Unheimliche zu erfassen (to embrace), indem sie die symbolischen und semiotischen Aspekte der schriftlichen und gesprochenen Kommunikation miteinander verflechten. Die Kunsttheoretikerin Estelle Barrett beschreibt dies als den „hyperdifferenzierten Bereich der latenten und möglichen Werte und Bedeutungen“ in dem Werk. (2011, 19) Schließlich werde ich über meine jüngste Komposition the whale (2019) sprechen, als Beispiel für die kreative Textpraxis und die materiellen Prozesse in Klang und Notation, die ich seit 2013 in meiner persönlichen Praxis entwickelt habe.

Lauren Redhead
ist Komponistin, Interpretin experimenteller Musik für Orgel und Elektronik sowie Musikwissenschaftlerin mit einem Forschungsschwerpunkt auf Ästhetik und Soziosemiotik der Musik. Laurens jüngste Projekte arbeiten mit experimenteller und grafischer Notation, mit Improvisation. In Verbindung mit Orgel wurden so 2014–18 schon drei CD-Alben mit Ihrer Musik veröffentlicht. Das Album „diapason“ (2015, sfz music) für Orgel und Elektronik entstand mit Alistair Zaldua. Lauren hat sich in jüngster Zeit besonders mit der Musik des britischen Komponisten Chris Newman beschäftigt. Sie ist Senior Lecturer für Musik des 20. und 21. Jahrhunderts an der Goldsmiths University of London.
Das Institut für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt fördert zeitgenössische Musik aller Bereiche und ihre pädagogische Vermittlung.

Das thematische Spektrum reicht von der Tradition der kompositorischen Avantgarde über Klangkunst, Performance, Neue Medien und grenzüberschreitende Konzepte bis zur Improvisation, zum Jazz und zur Musik der Jugendkulturen.

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