Konzert/Performance von Oliver Augst und Sven-Åke Johansson

 

23.07.2020, 20:00 Uhr, Wilhelm-Hack-Museum, Berliner Str. 23 , 67059 Ludwigshafen

Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz sowie des 30. Ludwigshafener Kultursommers zum Thema „Nordlichter“

Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz sowie des 30. Ludwigshafener Kultursommers zum Thema „Nordlichter“

Eintritt: 7,- / 5,- €

 

Die „Schraubenlieder“ und Texte von Sven-Åke Johansson
in Bearbeitung von Oliver Augst (Gesang/Sprache) und Sven-Åke Johansson (Gesang/Sprache/Perkussion)

Höllviken – die Bucht zum (An-)halten – ist ein kleiner Ort an der südlichen Küste Schwedens, der hier als Ausgangspunkt für eine literarisch-musikalische Lebensreise des heute 75-jährigen bedeutenden schwedischen Autors, Musiker, Komponisten Sven-Åke Johansson verstanden werden darf.

Johanssons Textsammlung aus Notizen, Gedichten und Liedern in poetisch-fragmentierter Sprache dient als Vorlage für eine musikalische Umsetzung. Augst/Johansson kreisen den Alltag ein. Mit Worten, Klängen und zirkulären Gedankengängen zeigen sie, wie absurd musikalisch das Leben so spielt.

Es entsteht ein weitverzweigtes „Bild“, bestehend aus verschieden Zeiten und Räumen. (Johansson)

Die sogenannten Schraubenlieder bilden das Zentrum eines Stimm-Hörspiels. Sie bestechen durch ihre besonders dicht gesetzten, ursprünglich improvisierten Text-„Schrauben“, engen Variationen eines jeweils begrenzten Vokabulars. Jedes dieser Lieder nimmt sich eines Metiers an, das selber in verschiedener Weise einen „Schrauben“-Charakter aufweist. Sprachlich in sich kreisende Motive werden sukzessive weiterentwickelt ähnlich einer musikalischen Motivarbeit. Die musikalisch-performative Umsetzung folgt daher eng am Text.

Die Schraubenlieder werden von weiteren Textfragmenten eingerahmt, die als sprachliche Bilder Kontexte für die Lieder setzen. Eine Sentenz über die braunen Kneipen Süddeutschlands, das Lachen im Konzert, Tagebuchnotizen einer Ankunft in Höllviken, Juli 1999 …

 

Projektziele:

Allein der künstlerische Kosmos Johanssons spricht Musik-, Kunst- und allgemein Kulturinteressierte vielfäligster Gattungen an: Free Jazz, Performance-Kunst, Bildende Kunst, Komposition, Literatur und speziell Schlagzeug/Perkussion. In der Zusammenarbeit mit Oliver Augst werden dazu Hörspiel, Pop und Medienkunst in den Fokus gerückt. Da sich beide auch als ausgewiesene Sänger verstehen, wird das Feld noch entsprechend erweitert.

Somit stellt unsere Zielgruppe ein sehr breites generationsübergreifendes kulturaffines Publikum dar. Generell ist unser Programm „von gscheite Leut‘ für gscheite Leut'“ zu verstehen (Ein Werbeslogan des Österreichischen Rundfunks aus den 90er Jahren, den wir uns selbst auf die Fahne schreiben)

Total göttlich: diese minimal-Kombination und der schräge Gesang von Johansson. Opulent, im Sinne von unverbraucht. (DLF Köln)

 

Das Projekt stellt so etwas wie das Lebenszeugnis des großen schwedischen Performance-Künstlers und Free-Jazz Drummers dar.

Dies live einem breiten Publikum zu präsentieren, ist eine einzigartige Möglichkeit, den 75jährigen Ausnahmekünstler würdevoll zu porträtieren.

Die vertonte Textsammlung von Höllviken bis in die Pfalz spiegelt sein weltläufiges literarisches-musikalisches Dasein auf besondere Art und Weise und lassen uns tief in die Wahrnehmung und das Denken eines großen nordischen Geists blicken.

 

Umsetzung:

Der als Schraubenlieder betitelte, aber bisher nie in akustische Schwingungen umgesetzte Gedichtzyklus soll das Zentrum der geplanten Bühnenfassung sein. Als Beispiel sei hier das erste der neun Gedichte „morgengymnastik“ angeführt:

 

lassen Sie leicht und einfach die linke hand

um kopf zur kniegegend bewegend, dabei

lassen Sie die rechte noch leicht oben auf dem

kopfe beibehalten, den rechten fuß gehoben

dabei und leichte bewegungen zu fußsohlen

hin. heben Sie dann die linke hand zum kopf

hoch, kniebeugung leicht vorgebeugt, aber

dabei den kopf noch grade – so lassen sich

einfach und vorwiegend die kniebewegungen

durchführen. – tun Sie beide hände langsam

auseinander, führen Sie sie zur kniegegend,

lassen Sie das linke bein noch leicht hochbewegt,

das rechte führen Sie nun, die zehenpitzen

zusammen noch mal, einmal rechts

und links. bitte noch hoch, bitte noch hoch,

bis zum kopf, dann langsam auf den zehen-

spitzen, senken Sie sich noch langsam auf die

zehen, bleiben stehen oben, rollen des kopfes,

langsam das linke ohr nach unten, das rechte

nochmals, dann die hände losgelöst vom

kopf, berühren Sie langsam die knie wobei

Sie immer noch auf den zehen stehen, dann

langsam senken Sie sich, senken Sie sich

nieder auf die ganzen fußohlen und: stopp.

 

Die gymnastische Arbeit am Körper ist repetitiv, sie schraubt sich hoch bis jemand sagt: stopp. Johansson wendet diese literarisch-musikalische Idee auch auf Metiers wie die Stahlerzeugung, Kochrezepten, Gänsezucht oder einen gewissen Schraubensortierer Namens Mastur an. Sprachlich in sich kreisende Motive werden sukzessive weiterentwickelt ähnlich einer musikalischen Motivarbeit. Die musikalische Umsetzung folgt daher eng am Text.

 

Oliver Augst und Sven Ake Johansson sind seit vielen Jahren durch verschiedene gemeinsame Projekte verbunden. Neben freien Improvisationen (z.B. im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt), dem Lied-Projekt „Eisler im Sitzen“ (Augst und Johansson spielen sich gegenseitig ihre Lieblingslieder von Hanns Eisler vor, jeweils begleitet vom anderen auf Minikeyboard oder Marschtrommel) war Johansson als Musiker, Sprecher und Sänger in verschiedenen Hörspielen und Live-Projekten von Oliver Augst präsent. (KIPPENBERGER HÖREN, RBB, DLF, / STADT DER 1000 FEUER, HR, SWR / ALLE TOTEN 1014, RBB, DLF, HR, Volksbühne Berlin)

 

Sven-Ake Johansson

Geboren 1943 in Mariestad (Schweden) lebt seit 1968 in Berlin

Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler, Autor und Initiator zahlreicher Musikproduktionen.

Zahlreiche Ausstellungen, Buchpublikationen und über 50 LP und CD Einspielungen. Er war stilbildend innerhalb der freien europäischen Improvisationsmusik. Er entwickelte in den 60er Jahren eine europäische Form von Freejazz.

Langjährige Zusammenarbeit mit Alexander v. Schlippenbach, Rüdiger Carl, Hans Reichel, Dietmar Diesner, Axel Dörner, sowie Kooperationen mit vielen anderen Musikern und Künstlern.

Kompositionen u. a.: „Seewetter 69″ (Radiohörstück im Auftrag von Deutschlandradio, 2001), sowie „Polis, Wachs und Pomade“ (Kammerstück für Streicher, Bläser und Stimme), Kompositionsauftrag des SWR, Uraufführung: Donaueschinger Musiktage, 20.10.2001.

Engagement als Darsteller im Burgtheater Wien.

Aktuell: Konzerte u.a bei der Ruhrtriennale Bochum 2019 und beim Jazzfestival Moers 2020.
Trägt Anzüge von Sali Saliu.

 

 

Oliver Augst

Geboren 1962 in Andernach am Rhein

Musik-, Hörspiel- und Bühnenproduktionen, verschiedene Ensembles, internationale Konzerttätigkeit.
Lebt und arbeitet in Ludwigshafen am Rhein und in Paris.

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Augst

www.textxtnd.de

www.augst-carl-korn.de

www.augstundbeck.de

www.freundschaft-music.net

www.volksliedmaschine.de

 

He is a musician that is crossing real boundaries. If you haven’t heard of him, it’s because he’s crossed a boundary that matters. (Downtown, NYC)

Das Institut für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt fördert zeitgenössische Musik aller Bereiche und ihre pädagogische Vermittlung.

Das thematische Spektrum reicht von der Tradition der kompositorischen Avantgarde über Klangkunst, Performance, Neue Medien und grenzüberschreitende Konzepte bis zur Improvisation, zum Jazz und zur Musik der Jugendkulturen.

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