Freitag, 26.06.2020, 19:00 Uhr und 20:30 Uhr, im Garten der Elisabeth Schneider Stiftung, Wilhelmstr. 17a, Freiburg
(mit der Bitte um Voranmeldung unter email hidden; JavaScript is required, s. auch www.ensemble-aventure.de).
Mit dieser Einladung verbinden wir zugleich ein zwölftes und vorerst letztes Video von unserer Konzerttournee nach Südkorea Oktober 2014: Ereignisse V (2013) von Roland Breitenfeld (s. u.).
Hier unser Open-Air-Programm im Zusammenspiel von Aventure und dem Schriftsteller Ulrich Land:
SPOTS – Musik und Literatur
Das Programm besteht aus acht musikalischen Miniaturen mitsamt Lesungen von Ulrich Land aus seinem Gedichtzyklus zu Else Lasker-Schüler sowie Gedichten von Else Lasker-Schüler.
Es beginnt am blauen Gartentor der Elisabeth Schneider Stiftung, wo Nicholas Reed die HörerInnen mit Robin Hoffmanns Birkhahn-Studie für Birkhahn-Locker berauscht, Naturkunst pur,
gefolgt von Hermann Kellers Duo Brüder für Bassklarinette und Fagott sowie Giacinto Scelsis kryptischen Klängen der Prophetin Manto III für Viola und Stimme, geweissagt von Katharina Schmauder.
Kaija Saariahos Duft verströmt sodann Andrea Nagy auf der Klarinette, geerdet von Johannes Nieds Kontrabass-Improvisation. Delphine Gauthier-Guiche bringt Carlos Cárdenas‘ 3 Erupciones,
inspiriert von ihren Bildern, auf dem Horn zum Uraufführungs-Ausbruch, und das Trio Aventure (Alexander Ott, Andrea Nagy, Wolfgang Rüdiger) lässt Natalia Solomonoffs Quema (Brand)
für Oboe, Klarinette und Fagott aufflammen, mit Bezug zur Situation in Argentinien. Mit John Cages Five für fünf Instrumente klingt das Konzert friedlich und freundlich aus.
Hier das zwölfte Video:
Roland Breitenfeld Ereignisse V (2013) Uraufführung
(*1952) für 8 Instrumente und elektronische Klänge
https://www.youtube.com/watch?v=0yfJWAt28bY
Die Ausführenden sind Martina Roth, Flöte – Alexander Ott, Oboe – Walter Ifrim, Klarinette – Wolfgang Rüdiger, Fagott – Nicholas Reed, Schlagzeug –
Akiko Okabe, Klavier – Friedemann Treiber, Violine – Beverley Ellis, Violoncello – Roland Breitenfeld, Klangregie.
Der Komponist schreibt zu seinem Stück:
Ereignisse V (2013) für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Klavier, Schlaginstrumente, Violine, Violoncello und elektronische Klänge, komponiert für das Ensemble Aventure, ist Teil eines vielfältig besetzten Zyklus von acht Werken, in dem ich Live-Instrumente mit elektronischen Klängen verbinde, bestehend aus Live-Elektronik und vorproduziertem Klangmaterial aus meinem Freiburger Studio und dem elektronischen Studio der Seoul National University.
In Ereignisse V kommt dem Klavier ein leichtes solistisches Übergewicht zu. Ungewöhnliche Akkorde werden von Arkaden ähnlichen Läufen über die gesamte Klaviertastatur abgelöst. Klänge, die im Inneren des Flügels mit Glaskugeln und Tischtennisbällen erzeugt werden, hört man in den Lautsprechern weiter durch den Zuschauerraum springen. Das Innere des Klaviers wird somit in den Konzertsaal vergrößert.
Auch in den anderen Instrumenten spielen sich verschiedene Ereignisse ab. Die Holzbläser zelebrieren langgestreckte Multiphonics, die mit den Akkorden des Klaviers in Zusammenhang stehen, wobei man letztlich nicht genau unterscheiden kann, welche Klänge von welchen Instrumenten hervorgebracht werden. Wie die Klavierklänge wird auch das Schlagzeug in den Zuschauerraum projiziert. Hier sind es in erster Linie die Metallspiralen, die klanglich eine Brücke schlagen zu vorproduzierten Sounds von gurrenden und aufflatternden Tauben (sie saßen direkt an meinem Fenster), mit einem Superball erzeugten Klängen, den ich über eine Holzplatte gezogen hatte, Schreibgeräuschen auf Papier und letztendlich einem gesprochenen Text, der nur noch als Klang wahrnehmbar ist. Die Darabukken im Schlagzeug nehmen die Rhythmen der Tauben u. a. wieder auf und schlagen eine Brücke zurück auf die Bühne.
Roland Breitenfeld wurde 1952 in Dresden geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er während seiner Mitgliedschaft im Dresdner Kreuzchor 1963-1969 unter Rudolf Mauersberger. 1974/75 Musikwissenschaftsstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle. Von 1978-1984 Kompositionsstudium bei Paul-Heinz Dittrich in Zeuthen sowie bei Wilfried Krätzschmar an der Musikhochschule in Dresden. Seit 1984 lebt Roland Breitenfeld in Freiburg i. Br., wo er bis 1989 seine Kompositionsstudien bei Klaus Huber, Emmanuel Nunes und Mesias Maiguashca (elektronische Musik) fortsetzte. 1991 gründete er zusammen mit Don Oung Lee die profectio-initiative freiburg, ein Ensemble für elektronische und Neue Musik. Seit 1992 ist er als freier Mitarbeiter des Experimentalstudios in Freiburg tätig. Von 1995 bis 1996 war er Assistent für Computer-Notation im Elektronischen Studio der Musikhochschule in Freiburg, von 2006 bis 2017 hatte er eine Professur für Komposition und elektronische Musik an der Seoul National University inne. Als Interpret elektronischer Musik trat er auf verschiedenen europäischen und asiatischen Festivals auf. Seine Werke werden in Europa, Asien und Südamerika gespielt.
Und hier als kleine Zugabe ein Trio in Anlehnung an Ereignisse V:
Roland Breitenfeld E5.plus für Oboe, Klarinette und Fagott (2015) Uraufführung
https://www.youtube.com/watch?v=VtEpj8opo1M
E5.plus entstand auf Anregung von Wolfgang Rüdiger und ist für ihn sowie Alexander Ott und Walter Ifrim komponiert. Es ist ein Teil – quasi ein Satellitenstück – der Komposition Ereignisse V,
wobei sich E5.plus aber sehr verselbstständigt hat.
Prägnant in diesem Stück sind akkordische Klänge der Oboe, die wie Glockenschläge anmuten. Aber auch andere langgestreckte Multiphonics geben der Komposition ein besonderes Bild und die Anmutung einer Szenenfolge. Es ist dabei teilweise nicht mehr wahrnehmbar, von welchem Instrument sie im Moment gespielt werden.
Immer wieder tauchen solistische Fragmente in den einzelnen Instrumenten auf und geben dem Ganzen einen filigranen Touch.
Es spielen am 20. März 2016 im Alten Rathaus Baden-Baden: Alexander Ott, Oboe – Walter Ifrim, Klarinette – Wolfgang Rüdiger, Fagott.