ROBIN HOFFMANN – Uraufführung von E-Musik

 

Das brillante Eunoia-Quintett spielt die Uraufführung von E-Musik für hohe Stimme und Kammerensemble: Gare du Nord, Im Badischen Bahnhof, Basel; zusammen in einem Programm mit Werken von Rolf Riehm und Andreas Eduardo Frank.

Aufführungen:
18. Juni 2018 19:30 Uhr
Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt Main
29. Juni 2018 20:00 Uhr
BETRIEBSWERK, Am Bahnbetriebswerk 5, 69115 Heidelberg

 

Euonia-Quintett:
Johanna Greulich (Sopran), Aude Pivot (Cello, Gast), Clemens Hund-Göschel (Klavier), Stephen Menotti (Posaune), Louisa Marxen (Schlagzeug)

Für das Programmheft zur Uraufführung stellte mir das Eunoia-Quintett Fragen, die ich folgendermaßen beantwortet habe:
Worum geht es in Deinem Stück?
Es geht um den e-Laut der deutschen Sprache. Dieser ist nach Jacob Grimm ein unursprünglicher, darum auch schwankender, unbestimmter vocal, der in unsrer sprache allzusehr um sich gegriffen und ihren wollaut beeinträchtigt hat. (Man braucht nur die e’s in vorliegendem Text zu lesen, um ihm recht zu geben.) Die Eintönigkeit werde jedoch gemindert durch vielfach abweichende färbung der verschiedenen elaute. Er unterscheidet im Wesentlichen zwei Formen des e: ein umgelautetes, das auf dem Weg von a nach i mehr i-Anteil erhalten hat und dünner, weniger kräftig wirkt als das gebrochene e, das umgekehrt auf dem Weg von i nach a stärker eine ins a tendierende Klangfarbe angenommen hat.
Das sind Beobachtungen, die wahrlich viel Musik in sich tragen. Ich habe die 356 Beispielwörter, mit denen Grimm seine Argumentation belegt, genommen und neu sortiert: zum einen nach ganz formalistischen Kriterien, um die e-Nuancen mit den jeweiligen Gesangsregistern reagieren zu lassen und durch Ensemble-Klangfarben auszuloten. Später habe ich aber auch Wortkombinationen zusammengestellt, bei denen sich die Wortbedeutung in den Vordergrund drängt (z.B.: schätze – sehen, verderbe – rede). Klingt ein e in herz nicht anders als in schmerz? Es sind dieselben e’s, aber die Wortsemantik färbt den Klang doch mit, oder? – trotz Herzschmerz!
Wieso hat Dich dieses Thema interessiert?
In erster Linie aufgrund des Musikpotentials, das dieses Spezialgebiet der historisch orientierten Linguistik in sich birgt. Ich sehe in der Thematik inzwischen aber auch eine stark ausgeprägte politische Komponente angesichts dieser unsäglichen aktuellen Diskussion, in der das, was als Deutsch behauptet wird, von einem beispielsweise Syrischen oder Eritreischen abgegrenzt werden soll. Da lohnt es sich, ins Grimmsche Wörterbuch zu schauen: Ausgerechnet der Vokal, der die deutsche Sprache mehr als jeder andere Laut prägt, ist ein unursprünglicher! Also nicht Fisch nicht Fleisch, weder a noch i. Dieser Laut eignet sich nicht zur Ausbildung einer Leitkultur. Die deutsche Sprache leitet nicht – sie gleitet!

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Das thematische Spektrum reicht von der Tradition der kompositorischen Avantgarde über Klangkunst, Performance, Neue Medien und grenzüberschreitende Konzepte bis zur Improvisation, zum Jazz und zur Musik der Jugendkulturen.

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